Jobrotationsgetriebener Veränderungsdrang

Der Jobrotationsgetriebene Veränderungsdrang ist eine Sünde, die von unteren und mittleren Führungskräften aktiv betrieben werden kann. Besonders gut geht das in Großunternehmen und Konzernen, wo das Drehen des Jobkarussells im Zweijahrestakt Teil der Führungskräfte-Entwicklung ist. Vorsicht: Die Rotation hat durchaus ihren Sinn, ebenso ist Veränderung grundsätzlich positiv. Wenn aber nur deswegen mit dem Kehrbesen alles Bestehende in einer Abteilung radikal weggefegt wird („Ab heute weht hier ein anderer Wind“), um sein Brandzeichen auf dieser Sprosse der Karriereleiter zu hinterlassen, dann hat das durchaus seine teuflischen Reize. Natürlich muss das Top-Management den Nährboden in Form einer entsprechenden Führungs- und Anreizkultur schaffen, auf dem diese Sünde auf großer Fläche Früchte trägt.

Als neuer Vorgesetzter zeigen Sie den angestammten Mitarbeitern offenkundig oder indirekt Ihre Geringschätzung für das, was schon da ist und bisher geleistet wurde. Jedwede vernünftige Argumentation für Pfade, die in vergangenen Tagen eingeschlagenen wurden und auf langfristige, übergeordnete Erfolge ausgerichtet sind, müssen Sie im Keim ersticken. Sie sind schließlich daran interessiert, Ihren Weg mit kurzfristigen Kostensenkungspotenzialen durchzubringen, weil es Ihnen die Lorbeeren innerhalb ihrer zweijährigen Verweildauer einbringt. Es soll nicht jemand anderes von dem profitiert, was Sie gesät haben. Wenn Sie das sehr laut und radikal tun, wird Ihnen nicht nur der Ruf des harten Erfolgsmanagers vorauseilen. Sie werden Ihrem emporkommenden Nachfolger auch jede Chance verderben, seine eigene Duftmarke zu hinterlassen. Der wird nämlich erst einmal damit beschäftigt sein, den Scherbenhaufen zusammenzukehren, den Sie hinterlassen haben. Das lässt ihn in schlechterem und Sie in besserem Licht stehen.

 

Je schneller Sie das Rad der Veränderung drehen und je weniger dies für die Betroffenen nachvollziehbar ist, desto mehr gilt das Gesetz von der Trägheit der Masse. Die wird sich nämlich wie das Wasser in einem schnell gedrehten Glas gar nicht mehr bewegen. Und damit haben Sie die Sünde der totalen Veränderungsverweigerung gefördert.