Aktengrabpflege

Gangster haben Leichen im Keller, Schreibtischtäter haben welche in Schränken und Schubladen. Lassen Sie in Ihren Büros wahre Begräbnisfelder entstehen, in denen Papiere aller Art zu Hauf beerdigt liegen. Jeder Einzelne kann etwas dazu beitragen. Verscharren Sie beispielsweise in Projektordnern jede noch so belanglose Notiz, am besten noch doppelt geheftet und geklammert, so dass die Ordner schnell aus ihren Nähten platzen. Lassen Sie dabei jegliche innere Gliederung vermissen. 

Informationen sind nicht wie reifender Wein und Käse, die mit der Zeit besser werden; sie werden mit dem Alter eher ungenießbar. Seien wir doch mal ehrlich: Bei wie vielen der gehorteten Akten handelt es sich wirklich um historisch wertvolle Dokumente, unverderbliches , kostbares Wissen oder um Daten, die aus rechtlichen Gründen aufbewahrt werden müssen?


Lassen Sie sich bloß nicht dazu verleiten, sich von diesen Leichen im Schrank zu trennen. Im Gegenteil: Erhöhen Sie die Aktenlast, beispielsweise indem Sie E-Mails, Präsentationen, Handbücher und Protokolle sinnlos ausdrucken und redundant ablegen. Bei einem Arbeitsplatzwechsel können Sie dieses schwere Erbe ihrem Nachfolger hinterlassen – mit einem unterschwelligen Hinweis auf die Brisanz dieser Unterlagen. Bloß nicht wegwerfen! Danach können Sie in Ruhe weiterziehen und woanders einen neuen Aktenfriedhof anlegen. Das ganze aber bitte namenlos. 

Es ist jedoch das Zusammenspiel vieler Kollegen erforderlich, um wirklich sündhaft große Aktenfriedhöfe in bester Lage entstehen zu lassen, für deren Inhalte sich niemand persönlich zuständig fühlt.

Begraben Sie Ihre Akten idealerweise Namenlos

Unsere Aktenfriedhöfe sind voll von anonymen Gräbern. Wozu beschriften? Häufig sind die Unterlagen ja ohnehin so belanglos, dass sich niemand mehr für ihren Verbleib interessiert. Viele der Akten haben auch keine nahen Verwandten; sie sind verscharrt zwischen Fremden – in Massengräbern, deren Grabsteine nichtssagende Inschriften enthalten: „Sonstiges“, „Diverses“, … Lassen Sie Ihrer individuellen Fantasie freien Lauf. Wenn also doch mal jemand nach ihnen fragt, weiß niemand, wo sie liegen. So geraten Akten in Vergessenheit.