Meetingeln

(auch: Extreme Conferencing)

Das Bürobusiness hat einige Gemeinsamkeiten mit dem Showgeschäft. Eine davon ist: Wer sich einen Namen machen oder im Gespräch bleiben will, muss von Talkrunde zu Talkrunde tingeln. 

 

Was müssen Sie tun? - Sich in viele Arbeitsgruppen und Projekte einschleichen, Informationen zurückhalten und sich im Nachhinein mit CC-Terror ins Gespräch bringen. So gelangen Sie früher oder später in die Top-Ten der Meeting-Einladungsliste. 

 


Wenn Sie es erst einmal in diese Erfolgsspirale geschafft haben, läuft es wie von ganz alleine: Mit jeder Besprechungseinladung wächst die eigene Bedeutung im direkten Arbeitsumfeld. Und je höher die Bedeutung im eigenen Rudel, desto eher wird man zu Besprechungen auf der nächst höheren Ebene eingeladen, was Gewicht und Umfang betrifft. Wenn Sie erst einmal zum Ritter der Schwafelrunde geschlagen worden sind, wird niemand mehr auf Ihre Meinung verzichten wollen. Über kurz oder lang sind Sie als Meeting-Junkie so angefixt, dass Sie sich einen Arbeitstag ohne eine Besprechung gar nicht mehr vorstellen können.

 

Für eine größere Meeting-Dichte können Sie natürlich auch Sie sorgen, indem Sie selbst welche initiieren. Dann verrinnt die Sanduhr der unproduktiven Zeit um ein Vielfaches. 

Als Einladender meinen Sie es gut und laden lieber ein paar mehr Kollegen aus anderen Bereichen ein. Soll sich bloß niemand wegen mangelnder Einbindung auf den Schlips getreten fühlen können. Und je größer die Runde, desto länger dauert es natürlich, bis alle Teilnehmer eingetroffen sind und sich anständig mit Kaffee und Gebäck eingedeckt haben. Die illustre Runde erhält auch gleich weitere Gelegenheit, dem Smalltalk zu frönen. Mit Schweißperlen auf der Stirn versucht der Assistent des unvorbereiteten Einladenden die PowerPoint-Präsentation an die Wand zu bekommen und die Videokonferenz herzustellen. Es werden hektisch Knöpfe gedrückt und wild gestikulierend mit der IT telefoniert. Einige Protagonisten fehlen ohnehin noch, weil ihre vorangegangenen Besprechungen verspätet endeten und kein Zeitpuffer für den Weg berücksichtigt wurde.

 

Spätestens nach den ersten begrüßenden Sätzen, die der Einladende von sich gibt, schauen sich einige Teilnehmer fragend an, weil sie feststellen, dass sie für dieses Thema nicht die richtigen Ansprechpartner oder nicht angemessen vorbereitet sind. Denn Meeting-Junkies verzichten auf jegliche präzise Vorbereitung in Form von Zielsetzung, Agenda usw.

 

Der Besprechungsraum sollte mit bequemen Sitzmöbeln ausgestattet sein und ein angenehmes Klima haben. Je wohler sich die Gäste fühlen, desto härter das Sitzfleisch und desto ausschweifender die Zunge so mancher Teilnehmer.